

Ökosystemleistungen und Umweltgüter
Bei Umweltgütern wie sauberer Luft, gesunden Wäldern, Biodiversität oder einer intakten Naturlandschaft handelt es sich um öffentliche Güter. Niemand kann von ihrer Nutzung ausgeschlossen werden, die Wirtschaftsteilnehmer stehen in keinem Rivalitätsverhältnis zueinander und niemand ist bereit für Umweltgüter einen entsprechenden Preis zu bezahlen.

Für diese Umweltgüter entsteht dadurch kein Markt, der Staat stellt sie mehr oder weniger gratis bereit, wodurch die Gefahr einer übermäßigen Nutzung, und damit der Verschlechterung der Qualität der Umweltgüter, gegeben ist. Darüber hinaus gibt es keine negativen Konsequenzen, wenn Umweltgüter unverantwortlich genutzt werden, weswegen die Motivation, freiwillig zur Verbesserung der Umweltqualität beizutragen, zumeist gering ist. Die Folge ist ein sukzessiver Qualitätsabfall der Umweltgüter.
Ein Lösungsansatz ist es, Umweltgüter wie auch Ökosystemleistungen allgemein zu erfassen, um sie besser in ökonomische Überlegungen einbeziehen zu können.
In der 2008 initiierten Studie “The Economics of Ecosystems and Biodiversity” (TEEB) wurde zur Veranschaulichung des Werts von Ökosystemen und biologischer Vielfalt geschätzt, welche monetären Leistungen durch die Gesellschaft notwendig wären, wenn Funktionen von Ökosystemen durch technische Wege ersetzt werden müssten. Umweltleistungen im Sinne der TEEB-Studie wurden wie folgt klassifiziert:
- Supporting (Nährstoffkreislauf, Bodenbildung, Primärproduktion etc.)
- Provisioning (Nahrung, Wasser, Holz, Treibstoffe etc.)
- Regulating (Klimaregulierung, Wasserreinigung etc.)
- Cultural (Ästhetik, Spiritualität, Bildung, Erholung etc.)
Nachfolgende Grafik veranschaulicht die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Ökosystemleistungen und wirtschaftlichen/gesellschaftlichen Einflussfaktoren.
In der 2010 abgeschlossen Phase II der Studie wurden konkrete Informationspakete für die Zielgruppen politische Entscheidungsträger, Lokal- & Regionalpolitik, Unternehmen und Einwohner entwickelt.
Es bleibt abzuwarten, ob die monetäre Bewertung von Umweltgütern, wie sie beispielsweise im Rahmen der TEEB-Studie erfolgt, Einzug in die Methodik der Umweltgesamtrechnungen findet.
Hinsichtlich Ökosystemleistungen gibt es bereits konkrete Maßnahmen diese in die Systematik der Umweltgesamtrechnungen zu integrieren. So wird derzeit im Rahmen eines mehrjährigen Revisionsprozesses das "System of Environmental-Economic Accounts" (SEEA) auf Initiative der United Nations Statistical Commission überarbeitet. Mit dem Ziel ein besseres Verständnis davon zu erhalten welche Güter und Leistungen Ökosysteme erbringen und welche Ökosystemeigenschaften maßgeblich für deren ungestörte Bereitstellung sind, wird Teil 2 der überarbeiteten SEEA einen Rahmen für die Erstellung von Ökosystemrechnungen (ecosystem accounts) beinhalten. In Zusammenarbeit mit der European Environment Agency (EEA), der OECD und der World Bank werden durch die UNSD Strukturen, Umfang und Anwendungsbereiche von Ökosystemrechnungen ausgearbeitet.
Die Veröffentlichung der White Cover Publikation "System of Environmental-Economic Accounting 2012 - Experimental Ecosystem Accounting" war 2013 ein erster Schritt in der Entwicklung eines statistischen Rahmenwerkes zu Ökosystemrechnungen.
Neben Informationen zu allgemeinen Grundlagen und Methodik zu Ökosystemrechnungen, enthält die Publikation auch Überlegungen zur monetären Bewertung von Ökosystemleistungen.
Die Herausgeber betonen jedoch ausdrücklich, dass es sich bei dieser White Cover Publikation um ein Zusammenfassen der aktuellen Diskussion handelt und dass es vorrangig darum geht, eine gemeinsame Arbeitsgrundlage für weitere Überlegungen zur Integration von Ökosystemleistungen in die Umweltgesamtrechnungen zu schaffen.