Materialflussrechnung / -analyse

Die Materialflussrechnung (MFA) dient der Beschreibung des Stoffwechsels einer Gesellschaft mit der Natur. Die MFA ist eine EU-weit harmonisierte Methode für die Erfassung der Entnahme von Rohstoffen aus der Natur und der Zufuhr von Gütern aus dem Ausland in eine Gesellschaft, die Veränderung der materiellen Bestände in einer Gesellschaft und die Abgabe von Abfällen und Emissionen an die Natur bzw. der Ausfuhr von Gütern in ein anderes Land. Sie ist damit ein wichtiges Instrument zur Messung der nachhaltigen Entwicklung einer Volkswirtschaft.

Photo with rails and grass

Durch die Darstellung des Ressourcenverbrauchs und des damit einhergehenden Emissions- und Abfallpotenzials ist die Materialflussrechnung eine zentrale Komponente der nationalen Umweltberichterstattung. Abgeleitete Indikatoren der MFA finden Eingang in die Messung der UN-Sustainable Development Goals und dienen als Grundlage zur Berechnung von Indikatoren zur Kreislaufwirtschaft.

Um die physischen Austauschprozesse zwischen Gesellschaft und Natur darzustellen wird die gesamte Volkswirtschaft, wie in der nachfolgenden Grafik skizziert, als ein Input-/Outputsystem abgebildet.

Abbildung mit den physischen Austauschprozessen zwischen Gesellschaft und Umwelt, dargestellt als Input-Output-System
Abb.: Physische Austauschprozesse zwischen Gesellschaft und Natur

Im Rahmen der Materialflussanalyse werden die Materialien inputseitig in vier Materialströmen – Biomasse, metallische Erze, nichtmetallische Minerale und fossile Energieträger – abgebildet und in physischen Einheiten (meist in Tonnen) ausgewiesen. Outputseitig wird die Abgabe an die Natur über die Luft, den Boden, das Wasser sowie der dissipative Gebrauch und Verlust von Gütern dargestellt.

2009 wurde das System der Materialflussrechnung seitens Eurostat um so genannte „Balancing Items“ ergänzt. Damit sind Ausgleichsposten gemeint, die sowohl input-, als auch outputseitig anfallen und einen signifikanten Einfluss auf den Wasser- und Lufthaushalt eines Wirtschaftsystems haben, aber dennoch nicht als direkte oder ungenützte Entnahme verstanden werden können. Beispiele dafür sind der Luftbedarf von Verbrennungsmotoren oder der Wasserbedarf der Getränkeindustrie. Diese Balancing Items miteinbezogen, kann der Materialhaushalt einer Gesellschaft in folgender Gleichung dargestellt werden:

DE + Import + Balancing Items = DPO + Exports + Balancing Items +/- Bestands-veränderungen

Ressourceneffizienz

Aufgrund der Einbettung in das System umweltökonomischer Gesamtrechnungen ist es mittels MFA möglich die Ressourceneffizienz einer Volkswirtschaft zu messen. Das geschieht indem die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes, also das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dem Materialverbrauch (DMC) gegenübergestellt wird. Die Materialintensität (DMC / BIP) gibt an, wie viele Materialeinheiten benötigt werden, um eine Einheit des BIP zu erzeugen. Während die Ressourceneffizienz (BIP / DMC) zeigt, welche Wertschöpfung mit einer Einheit Materialeinsatz geschaffen werden kann.

Abbildung mit Entwicklung des Ressourcenverbrauchs und des Bruttoinlandsprodukt in Österreich - 2000 bis 2016
Abb.: Entwicklung des Ressourcenverbrauchs und des Bruttoinlandsverbrauchs in Österreich

Globaler Materialverbrauch

Eine Möglichkeit die Ressourceneffizienz eines Landes zu steigern ist die materialintensive Produktion in ein anderes Land auszulagern. Dies bedeutet aber keine wirkliche Steigerung der Effizienz, sondern lediglich eine Verlagerung der mit der Entnahme und Verarbeitung natürlicher Ressourcen einhergehenden Problematiken. Um den tatsächlichen Materialeinsatz zu bemessen, der mit den Konsumprozessen eines Landes einhergeht, werden seit einigen Jahren sogenannte Rohmaterialäquivalente berechnet. Diese berücksichtigen auch die materiellen Vorleistungen, die zur Herstellung eines Gutes nötig waren. Man spricht auch von der Berechnung des materiellen Fußabdrucks eines Landes.

Bei Betrachtung des Materialverbrauches spielen daher Importe und Exporte eine zunehmend große Rolle.

Kompatibilität mit den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen

Durch die Anpassung der Systemgrenzen der Materialflussrechnung an jene der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen besteht die Möglichkeit, Materialströme mit volkswirtschaftlichen Daten in Relation zu setzen. Die Datenorganisation ist ÖNACE- und NAMEA-kompatibel und damit anschlussfähig an die VGR und an andere etablierte Umweltberichterstattungssysteme. Die Methodik der Berechnung ist in den wesentlichen Punkten international abgestimmt.

Materialflussrechnungen können auf unterschiedlichsten Ebenen erstellt werden, z.B. für einzelne Unternehmen, Wirtschaftsbereiche, Regionen, Nationalstaaten oder auch auf globaler Ebene. Dabei wird jeweils die Gesamtheit aller Materialien, die ein System innerhalb eines Zeitraums aufnimmt, intern verarbeitet und wieder abgibt, bilanziert.

Die Materialflussrechnung für Österreich besteht als Zeitreihe ab 1960 und wird von der Statistik Austria jährlich um die neuesten Daten ergänzt. Rohmaterialäquivalente (RME) liegen seit 2008 vor.

Auf europäischer Ebene liegt eine Zeitreihe der EU-15 ab dem Jahr 1970 vor, für EU-27 ab dem Jahr 2000.