Kreislaufwirtschaft / Circular Economy

Eine stark wachsende Weltbevölkerung, die Zunahme des materiellen Wohlstandsniveaus in aufstrebenden Volkswirtschaften und unsere Wirtschafts- und Lebensweise erhöhen permanent den Druck auf unseren Planeten und bedrohen unsere ökologische Lebensgrundlage. Der rasant steigende Verbrauch an natürlichen Rohstoffen und eine lineare Wirtschaftsweise sind dabei ein wesentlicher Faktor. Im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung, haben deshalb die Verringerung des Ressourcenverbrauchs sowie der Abfälle und Emissionen eine zentrale Bedeutung. Erreicht werden kann dies durch eine fundamentale Transformation der linearen Wirtschaftsweise in Richtung Kreislaufwirtschaft. Der „New Circular Economy Action Plan“ der EU als zentraler Bestandteil des European Green Deals und die nationale Österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie unterstützen eine solche Transformation. Beim Umsetzungs- bzw. Fortschrittsmonitoring dieser Programme kommen Daten und Informationen aus den Umweltgesamtrechnungen zur Anwendung.

Fotografie mit verschiedenen Plastik-Petflaschen von oben gesehen.

Kreislaufwirtschaft ist der zentrale Ansatz, um das gegenwärtige lineare Gesellschafts- und Wirtschaftssystem neu zu gestalten. In einer kreislauforientierten Wirtschaft werden Rohstoffe umweltverträglich gewonnen, die daraus produzierten Güter möglichst ressourcenschonend und abfallarm hergestellt und ihre Lebensdauer verlängert. Der Wert von Produkten, Materialien und Ressourcen soll dabei so lange wie möglich erhalten werden, indem sie am Ende ihrer Nutzung wieder in den Produktkreislauf zurückgeführt werden.

Durch den reduzierten Ressourcenverbrauch, die Vermeidung von Schadstoffen und die Verringerung von Abfällen und Emissionen sinkt der ökologische Fußabdruck insgesamt. Die Kreislaufwirtschaft unterstützt deshalb die Bewältigung ökologischer Herausforderungen, wie Klimawandel oder Verlust der biologischen Vielfalt.

Circular Economy und der europäische Green Deal

Der 2019 präsentierte europäische Green Deal beinhaltet auch einen ehrgeizigen Fahrplan zur Verwirklichung einer klimaneutralen Kreislaufwirtschaft, um Wachstum von der Ressourcennutzung zu entkoppeln.

Einer der Hauptbestandteile des europäischen Green Deals ist der von der Europäischen Kommission im Jahr 2020 verabschiedete Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft. Er enthält eine Reihe von Initiativen entlang des gesamten Lebenszyklus von Produkten, welche Themen wie Produktgestaltung, Kreislaufwirtschaftsprozesse, nachhaltiger Konsum oder Abfallvermeidung umfassen. Die Zielsetzung dabei ist, Ressourcen so lange wie möglich in der EU-Wirtschaft zu halten.

Die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie

Zur Umsetzung des EU Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft, wurde im Dezember 2022 in Österreich eine nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie vom Ministerrat beschlossen. Die Vision der Strategie ist die Umgestaltung der österreichischen Wirtschaft und Gesellschaft in eine klimaneutrale, nachhaltige Kreislaufwirtschaft bis 2050.

Die zentralen Ziele der Strategie sind:

  • Reduktion des Ressourcenverbrauchs
    • Inländischer Materialverbrauch (DMC): maximal 14 Tonnen pro Kopf/Jahr (2030)
    • Material-Fußabdruck (MF): maximal 7 Tonnen pro Kopf/Jahr (2050)
  • Steigerung Ressourcenproduktivität um 50 Prozent (2030)
  • Steigerung Zirkularitätsrate auf 18 Prozent (2030)
  • Reduktion Konsum privater Haushalte um 10 Prozent (2030)

Im Juni 2024 wurde ein erster Fortschrittsbericht präsentiert, der den Umsetzungsstand der in der Kreislaufwirtschaftsstrategie genannten Vorhaben beschreibt.

Für das Monitoring der konsumbasierten Stoffströme in Österreich ermitteln Statistik Austria und Eurostat regelmäßig Daten zu Indikatoren, die auch für die Steuerung der Umsetzung der Kreislaufwirtschaftsstrategie dienen.

Umweltgesamtrechnungen und Fortschrittsmonitoring der Circular Economy

Um die Umsetzung der im EU Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft aber auch der in der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie angeführten Vorhaben zu überwachen und damit deren Effizienz sicherzustellen, bedarf es eines geeigneten Monitoringsystems.

Auf EU-Ebene gibt es dazu den sogenannten Überwachungsrahmen für die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy Monitoring Framework), der die Überprüfung der Wirksamkeit gesetzter Maßnahmen ermöglicht. 2023 wurde dieser 2018 erstmals angenommene Rahmen überarbeitet und mit neuen Indikatoren für Materialfußabdruck und Ressourcenproduktivität sowie für Verbrauchsfußabdruck ergänzt.

Diese Indikatoren, deren Datenquelle die Umweltgesamtrechnungen sind, finden sich in der österreichischen Kreislaufwirtschaftsstrategie wieder und damit auch im zugehörigen Fortschrittsbericht.

Grafik zum österreichischen Materialverbrauch 2018; Österreich gesamt und durchschnittlich pro Kopf sowie nach Materialkategorie.

Der Materialfußabdruck (MF) ergibt sich aus dem Inländischen Materialverbrauch (Domestic Material Consumption / DMC) und dem Rohstoffbedarf (Raw Material Consumption / RMC).

Der Materialfußabdruck ist im derzeitigen politischen Kontext von großer Bedeutung. Der Grundgedanke liegt darin, dass die EU einen größeren Anteil am weltweiten Ressourcenverbrauch hat als die Weltproduktion, da ein Großteil der in Europa verbrauchten Waren in Asien lokalisiert ist. Durch die Messgrößen für den materiellen Fußabdruck wird die Verantwortung der EU für Umweltbelastungen, infolge von Produkten die in die EU ausgeführt werden, an anderer Stelle sichtbar.

Für die Ermittlung der Ressourcenproduktivität wird die wirtschaftliche Leistung in Euro, gemessen durch das Brutto-Inlandsprodukt (BIP), durch den Inländischen Materialverbrauch dividiert.

Die Verbesserung der Ressourcenproduktivität, also der Effizienz der Materialverwendung, trägt zur Verringerung der Umweltbelastung und der Umweltauswirkungen bei.

Auf nationaler und internationaler Ebene werden für das weitere Ziel-Monitoring der Kreislaufwirtschaftsstrategie ebenfalls die Werte aus der Materialflussrechnung der Umweltgesamtrechnungen herangezogen.